Kenaf (Hibiscus cannabinus) ist eine juteähnliche Faserpflanze aus der Familie der Malvengewächse, die in tropischem bis subtropischem Klima wächst und angebaut wird. Ihre Stängel- bzw. Faserlänge kann bis zu 4 m erreichen. Die Form der Blätter erinnert an die Blätter des Hanfs (daher auch der Beiname „cannabinus“ – hanfartig). Im Gegensatz zu Jute bildet Kenaf relativ große Blüten aus, die sich vor Sonnenaufgang öffnen und bereits am Mittag desselben Tages verblühen. Genutzt wird neben den Fasern auch das Öl, das aus den Samen gewonnen wird – sowohl für technische Zwecke als auch als Nahrungsmittel. Traditionell wird Kenaf in den Ursprungsländern für die Herstellung von Seilen oder Sacktuch verwendet. Vornehmlich in Bangladesch wird von Meshta gesprochen, wenn Kenaf gemeint ist.
Die Faser wird aus dem Bast des Stängels gewonnen. Die abgelöste Faser wird zunächst getrocknet und kann nach der Trocknung zu einem beliebigen Zeitpunkt geröstet werden.
Wie auch bei der Jute spielt die biologische Abbaubarkeit der Fasern bei der Verwendung eine tragende Rolle und bildet den entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber den künstlichen Fasern.
ROHFASERN
Kenaffasern werden vornehmlich als Verstärkungsfaser für naturfaserverstärkte Kunststoffe eingesetzt. Durch die Beimischung von Kenaffasern wird die Wärmeformbeständigkeit und Steifigkeit des Endproduktes verbessert. Das Splittern bei einem möglichen Zerbrechen des Endprodukts wird reduziert. Interessant für die verwendende Industrie ist vor allem aber auch das deutlich reduzierte Gewicht des Endproduktes. Ein stetig wachsender Einsatzbereich für Kenaffasern findet sich daher unter anderem im Automobilbau, längst sind diese Fasern sozusagen Beifahrer, denn in vielen aktuellen Automodellen verbergen sie sich in den Türverkleidungen, Armaturen oder Hutablagen. In diesen Bauteilen sind neben Meshta oder Jute oft noch weitere Naturfasern wie zum Beispiel Hanf oder Flachs enthalten.
Die Fasern finden aber auch Verwendung in der Papierindustrie. Die Vielseitigkeit lässt sich auch daraus ableiten, dass aus Kenaffasern zum Beispiel auch biologisch abbaubare Mulchfolie für den Gartenbau hergestellt wird.
SLIVER
Meshta Sliver ist ein langes, kontinuierliches Faserband, lose zusammengehalten, das man nach dem Kardierungsvorgang aus der Kardiermaschine in Rollenform erhält. Dieses Produkt wird hauptsächlich in der Automobilindustrie und der Innenarchitektur eingesetzt. Sliver wird auch gelegentlich von Klempnern zum Abdichten von Rohren verwendet.
SONSTIGE NUTZUNG
Neuere Anwendungsmöglichkeiten finden sich in der Bauindustrie (z. B. als Dämmstoff). Kenaf wird auch als Futter- oder Einstreumaterial für Nutztiere eingesetzt.